Till Kinzel
Pages 170-180
DOI: 10.5840/cultura20074130


ABSTRACT

William Shakespeare (1564-1616) ist cin Dichter fur die ganze Menschheit. Seine Stiicke werden jahrein, jahraus auf zahlreichen Biihnen der Welt gespielt und von zahllosen Lesern genau studiert. Shakespeare ist unverindert populir, wovon nicht zuletzt die stattliche Anzahl von Verfilmungen seiner Dramen Zeugnis ablegt. Seine Werke enthalten cine unerschépfliche Fille an Beobachtungen und Reflexionen iiber den Menschen und seine Welt, so dal manche ihm – in sicher iiber- tricbener Weise – gar die Erfindung des Menschlichen® zugeschricben haben (so der bekannte amerikanische Literaturwissenschaftler Harold Bloom). Seine Werke befassen sich mit den groen politischen Ercignissen, mit Krieg und Frieden, der Tyrannis und der Rebellion, sowie der Frage nach dem Recht und dem Gesetz und der guten politischen Ordnung cbenso wie dem Drama der menschlichen Bezichungen in Liebe, Freundschaft und Familie. Diese Phinomene werden so tefgrindig dargestellt, dal man den Dichter Shakespeare in fritheren Zeiten geradezu als weisen Mann verchrte. Wenn aber Shakespeare cin weiser Mann war, so bedarf es eines nicht nur kritischen, sondern zugleich auch chrfiirchtig-staunenden Studiums seiner Werke. Es kommt also darauf an, Shakespeare so zu lesen, als ob man etwas von ihm lernen kénnte. Man muB dann die Anstrengung auf sich nehmen, Shakespeares Sicht der Dinge, scine Auffassung des Menschen und der Welt zu rekonstruieren stat unreflektiert und mechanisch moderne oder postmoderne Theorien auf ihn anzuwenden, die zwar im Einzelfall hilfreich sein kénnen, insgesamt geschen jedoch das Denken und die dsthetische Leistung des Autors unter Wert verkaufen.’ Literaturkritik hat in diesem * Dieser Aufsatz beruht auf cinem Vortrag, den ich am 5. Mai 2005 an der Lateran- Universitit in Rom an der Philosophischen Fakultit gehalten habe. 1! Vgl. dazu Thomas McAlindon, Shakespeare mins , Theory, Aldershot 2004; Graham Bradshaw, Misrepresentations. Shakespeare and the Materialists, Ithaca 1993; Brian Vickers, Appropriating shakespeare. Contemporary Critical Quarrels, New Haven 1993.

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